Einführung in die Naturheilkunde – Teil 6 – Pflanzenwirkweisen

Im vorigen Teil ging es um die Geschichte der Pflanzenheilkunde. In diesem Artikel findest du einen Überblick darüber, wie Pflanzen die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen können, und wie dieser Impuls genannt wird. So kannst du bei Bedarf hier nachschauen, wie die Wirkungsweise die du benötigst genannt wird, um dann herauszufinden, welche Pflanzen in deiner Umgebung dir helfen können.

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Diese Eigenschaften sollten aber wirklich nur beim Nachschlagen helfen, wenn du die Welt der Pflanzen noch nicht gut kennst.

Die Eigenschaft selbst sagt wenig bis nichts darüber aus, wie stark und auf welche Weise genau ein Mittel wirkt. Viele Pflanzen haben etwa blutreinigende oder verdauungsregulierende Eigenschaften. Haben jedoch zwei Menschen ein ähnliches Problem, eignen sich oft trotzdem unterschiedliche Pflanzen besser für das jeweilige Individuum.

Die Vorgeschichten und Lebenssituationen der Leute sind unterschiedlich, so wie die Ursachen ihrer Krankheiten.

Kein einzelnes Präparat kann die gleiche Krankheit in jedem heilen. In jedem Fall muss individell beurteilt werden, ob, und wenn ja was getan werden sollte. Ist es ein akutes oder ein chronisches Problem? Wie ist der Zustand des zu behandlenden Menschen? Geht es den einzelnen Organen gut? Wie läuft die Ausscheidung auf ihren verschiedenen Wegen? Und dann gilt es ein Mittel zu wählen, das nicht nur Symptome unterdrückt sondern die Selbstheilung fördert.

Wir müssen die Pflanzen kennen lernen, bis wir zu ihnen eine Beziehung wie zu alten Freunden haben.

ALTERATIVA

Der Impuls der Veränderung beschreibt im pflanzenheilkundlichen Zusammenhang eine Verbesserung bei Krankheit. Alterativa werden oft auch Blutreiniger genannt und werden genutzt, um zu helfen wenn Gifte im Blut unterwegs sind. Das kann entweder passieren, weil wir uns von außen Gifte iin den Körper geholt haben, die uns krank machen, wenn sie nicht ausgeschieden werden, oder weil wir schon ein Ungleichgewicht haben, wegen dem ein Übermaß an gftigen Abfällen im Bllut zirkuliert. In der richtigen Dosis und über einen längeren Zeitraum hinweg verabreicht helfen Alterativa uns, den Zustand des Blutes zu verbessern, die Ausscheidung zu beschleunigen, die Verdauung zu verbessern und den Appetit anzuregen.
Beispiele für alterativ Wirkende Kräuter sind mein heißgeliebtes Klebkraut (Galium aparine), die Kermesbeere (Phytolacca), Löwenzahn (Taraxacum officinale), Brennessel (Urtica), und der Sonnenhut (Echinacea angustifolia).

ANALGETIKA

Anwendungen aus dieser Gruppe helfen bei Schmerzen, indem sie die Nerven betäuben. Schmerzmittel sind eng verwand mit Antispasmatika, also krampflösenden Mitteln, und Sedativa, den Beruhigungsmitteln.
Beispiele für Betäubungsmittel sind Baldrian (Nepeta cataria), Hopfen (Humulus lupulus), Kamille (Anthemis nobilis), Engelwurz (Angelica sylvestris), Wilder Yams (Dioscorea villosa) und Nelken (Eugenia carophyllus).

ANTHELMINTIKA

Diese Gruppe inkludiert Vermizide, also Mittel die in uns lebende Würmer töten, und Vermifugen, also Mittel die uns helfen, Würmer auszuscheiden (wird auch als ‚wurmtreibend‘ bezeichnet).
Beispiele für Behandlungen von Problemen mit Würmern sind Aloe (Aloe vera), Knoblauch (Allium sativum), Ysop (Hyssopus officinalis), Papaya (Carica papaya), Butternuss-Kürbis (Juglans cinerea), Gartenkürbiis (Cucurbita pepo), Beifuß (Artemisia vulgaris), und Wermut (Artemisia absinthium).

ANTIBIOTIKA

Diese Pflanzen enthalten Stoffe, die unerwünschte Bakterien am Wachstum hindern oder abtöten.
Beispiele für antibiotisch Wirkende Pflanzen sind Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), Sonnenhut (Echinacea angustifolia), Eukalyptus (Eucalyptus globulus), Knoblauch (Allium sativum), Zwiebel (Allium cepa), Wasserkresse (Nasturtium officinale), Meerrettich (Cochlearia armoracia), und Kohl (Brassica).

ANTISEPTIKA

Diese Mittel werden innerlich oder äußerlich verwendet, um dem Abbau von lebendigem Gewebe vorzubeugen, oder um Mikroorganismen am Wachstum zu hindern. Manche sind enger verwandt mit den Alterativa, also den blutreinigenden Mitteln, während andere mehr mit den zusammenziehnd wirkenden Pflanzen, den Adstringentien (zusammenziehend wirkende Stoffe) gemein haben.
Beispiele für Antiseptika sind Ringelblume (Calendula officinalis aber genausogut auch die wilde Ringelblume, Calendula arvensis), Sonnenhut (Echinacea angustifolia), Eukalyptus (Eucalyptus globulus), Knoblauch (Allium sativum), Johanniskraut (Hypericum perforatum), und die weiße Teichlilie (Nymphaea odorata).

ANTISPASMATIKA

Hier handelt es sich um Anwendungen die muskuläre Spasmen lösen oder ihnen vorbeugen sollen. Sie werden bei Muskelkrämpfen, Menstruationsschmerzen (Krämpfe in der Gebärmuttermuskulatur), Asthma (dabei verengen sich die Bronchien krampfhaft), und anderen Beschwerden in Zusammenhang mit Muskel-Irritationen, Spasmen oder Kontraktionen.
Beispiee für Antispasmatika sind Kamille (Anthemis nobilis), Mistel (Viscum album), Passionsblume (Passiflora incarnata) und die Wurzel des wilden Yams (Discorea villosa).

ADSTRINGENTIEN

Diese Mittel wirken auf das Albumin – das ist das Eiweiß des Gewebes – auf das sie aufgetragen werden. Das Adstringens verursacht dort eine Verhärtung und ein Zusammenziehen des Gewebes, was den behandelten Bereich stabiler und fester werden lässt. Sie beugen bakteriellen Infektionen vor und stoppen schleimige Ausscheidung, Durchfall oder Blutungen. Die meisten Adstringentien enthalten Tannin als dominierenden Wirktoff.
Beispiele für adstringierend wirkende Pflanzen sind Brombeere (Rubus), Ringelblume (Calendula officinalis/arvensis), silbrige Eichenrinde (Quercus alba), sowie Blätter und Rinde der Hasel (Hamamelis virginiana).

CARMINATIVA

Sie haben meist einen angenehmen Duft oder Geschmack, beruhigen den Magen und erleichtern den Abgang und die Schmerzen bei Blähungen.
Beispiele dafür finden wir in der Gewürzabteilung: Anis (Pimpinella anisum), Melisse (Melissa officinalis), Zimt (Cinnamonum zeylanicum), Nelken (Eugenia carophyllus), Kümmel (Cuminum cyminum), Dill (Anethum graveolens), Fenchel (Foeniculum dulce), Ingwer (Zingiber officinale), Pfefferminze (Mentha piperita).

KATHARTIKA

Sie werden von uns meist Abführmittel genannt, und fördern eine rasche Entleerung des Verdauungstraktes. Weiters fördern sie meist auch den Fluss der Galle und werden nach Anthelmintika als Folgebehandlung eingesetzt, um die abestorbenen Würmer auszuscheiden. Und wann auch immer sonst eine gründliche Entleerung des Darmes vonnöten ist. Es ist allerdings keine gute Idee, sie bei chronischer Verstopfung anzuwenden. Auf Dauer wird die Verstopfung davon nur verstärkt.
Beispiele für abführende Mittel sind Rizinus (Ricinus communis), und Rhabarber (Rheaum palmatum).

DEMULZENZIEN

Pflanzen dieser Gruppe werden benutzt, um zu lindern, weicher zu machen, Irritationen zu mildern und um Schleimhäute zu schützen. Entweder wirken sie mechanisch, etwa durch ihren Schleimgehalt, oder medizinisch.
Beispiele für Demulzenzien sind Vogelmiere (Stellaria media), Huflattich (Tussilago farfara), Beinwell (Symphytum officinale), Irisches Moos (Chrondrus crispus), Leinsamen (Linum usitatissimum), Malve (Malva sylvestris) und Okra (Abelmoschus esculentus).

DIAPHORETIKA

Hierbei handelt es sich um eine schweißtreibende Wirkung, die im Körper die Ausscheidung von Giften über die Haut anregt. Am besten sollten sie als heißer Tee regelmäßig über einen gewissen Zeitraum zubereitet werden.
Beispiele von schweißtreibenden Pflanzen sind Melisse (Melissa officinalis), Katzenminze (Nepeta Cataria), Kamille (Anthemis nobilis), Ingwer (Zingiber officinalis), Pfefferminze (Mentha piperita), Spear-Minze (Mentha viridis) und Schafgarbe (Achillea millefolium).

DIURETIKA

Diese Gruppe wirkt hrantreibend und entwässernd.
Beispiele für oft verwendete Diuretika sind Löwenzahn (Taraxacum officinale), Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), Klette (Arctium lappa), Klebkraut (Galium aparine), Wacholder (Juniperus communis), Petersilie (Petroselinum sativum), Brennessel (Urtica urens), wilde Karotte (Daucus carota) und Schafgarbe (Achillea millefolium).

EMETIKA

Sie führen Erbrechen herbei.
Beispiele dafür sind die Lobelie (Lobelia inflata) und Senf-Samen (Brassica juncea)

EMMENAGOGA

Solche Pflanzen wirken menstruationsfördernd. Wenn die Periode ausbleibt oder nicht richtig ins fließen kommt, kann man mit diesen Pflanzen den Blutfluss anregen. Bei Schwangeren kann mit ihnen die Geburt eingeleitet werden, und sie werden auch zur Abtreibung bzw. dem Einleiten der Geburt bei im Bauch verstorbenen Kindern eingesetzt. Einige von ihnen müssen in großer Menge eingesetzt werden, um eine Wirkung zu erzielen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, ob die hohen Dosen eine Leberschädigung verursachen könnten.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), Beifuß (Artemisia vulgaris), Polei-Minze (Hedeoma pulegioides), Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), Weinraute (Ruta graveolens), Petersilie (Petroselinum sativum), Rebhuhnbeere (Mitchella repens), Eberraute (Artemisia abrotanum).

LAXATIVA

Hierbei handelt es sich um sanfte Abführmittel, welche sanft den Stuhlgang anregen und die Verdauung regulieren.
Beispiele aus dieser Gruppe sind der Faulbaum (Cascara sagrada), Rizinus (Ricinus communis), Chia (Salvia columbariae), Leinsamen (Linum usitatissimum), Süßholz (Glycyrrhiza glabara), Olivenöl (Olea europea), Wegerich (Plantago psyllium), Okra (Abelmoschus esculentus), Rhabarber (Rheum palmatum), und Senna (Cassia acutifolia) und die Malve (Malva sylvestris).

SEDATIVA

Sedativa wirken beruhigend auf nervliche Anspannung, nähren das Nervensystem und wirken schlaffördernd. Einige von ihnen zählen auch zu den Antispasmatika.
Beispiele für Beruhigungsmittel sind der Heilziest (Beonica officinalis), Katzenminze (Nepeta cataria), Kamille (Anthemis nobilis), Eisenkraut (Verbena officinalis), Hopfen (Humulus lupulus), Frauenschuh (Cypripedium pubescens), Mistel (Viscum album), Passionsblume (Passiflora incarnata), Finger-Kuhschelle (Pulsatilla patens), Helmkraut (Scutellaria lateriflora), Baldrian (Valeriana officinalis).

STIMULANTIEN

Pflanzen dieser Gruppe regen die Sensibilität der Nerven und die Lebenskräfte an. Der Pulsschlag wird beschleunigt und gestärkt, sie unterstützen bei schwachem Kreislauf.
Beispiele häufig angewandeter Stimulantien sind Cayenne (Capsicum frutescens), Ingwer (Zingiber officinale), Meerrettich (Cochlearia armoracia), Zitter-Pappel (Populus tremuloides)

STOMACHIKA

Diese Pflanzen regen den Appetit die Bildung von Verdauungssäften an.
Beispiele sind Nelkenwurz (Geum urbanum), der Quassiabaum (Quassia amara), die Colombo-Wurzel (Frasera caroliniensis), und Kalmus (Acorus calamus).

TONIKA

Diese Mittel energetisieren und stärken das gesamte System, eine bestimmte Organgruppe oder Abläufe. Manche verbessern die allgemeine Vitalität, während andere das Herz, die Nerven, den Magen, die Leber oder den Kreislauf stärken.
Zu den Beispielen zählen Baldrian (Valeriana officinalis – Nerven), Weißdorn-Beeren (Crataegus – Herz), und Löwenzahn (Taraxacum officinale – Leber).

In der nächsten Folge gehe ich darauf ein, wie wir diese Pflanzen therapeutisch aufbereiten können.

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

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