Der weibliche Zyklus, Verhütung und Kinderwunsch

Wie wenig die meisten von uns über den weiblichen Körper wissen, haben wir im vorherigen Beitrag zur Vagina feststellen können. Nun erweitere ich um die Abläufe des Zyklus, und wie wir das Verständnis davon zur Verhütung nutzen können.
Dieser Beitrag wird einer Einführung in die Regeln der NFP keineswegs gerecht und soll nur als Einstieg ins Thema dienen.

Der weibliche Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation.

Das ist sinnvoll, weil es der einzige Tag im Zyklus ist, der sich sehr eindeutig feststellen lässt. Die Zyklen von Frauen sind oft unterschiedlich lang, und die üblicherweise angeführten 28 Tage ähnlich genau wie der ‚Geburtstermin‘ bei einer Schwangerschaft – eine normale Schwangerschaft dauert im Schnitt etwa 18 Tage vor bis 18 Tage nach dem Geburtstermin.
Ebenso kann es sehr kurze Menstruations-Zyklen geben, oder aber extrem lange. Oft haben starke Abweichungen mit hormonellen Ungleichgewichten, wie etwa Progesteronmangel oder dem polyzystischen Ovariensyndrom (PCOS), zu tun. Den normalen Rahmen schätze ich auf 25-35 Tage Zyklus-Dauer.
Wo es für mich allerdings noch offene Fragen gibt ist, ob es vielleicht stimmt, dass ohne künstliches Licht und andere Faktoren die Blutung in Einklang mit den Mond-Rhythmen wäre.

Der weiblich Zyklus besteht aus verschiedenen Phasen.

Sie werden von Miranda Grey, die einen spirituellen Zugang zum Zyklus anbietet, in verschiedene Archetypen eingeteilt. Laut Miranda Grey ist je nach Zyklus-Phase ein bestimmter Aspekt mit bestimmten Qualitäten in uns stärker vertreten. Die Einteilung in Archetypen stimmt mit der biologischen Einteilung des Zyklus nicht genau überein. Unabhängig davon habe ich mich eine Weile beobachtet und bemerkt, dass ich überraschend viel damit anfangen kann. Wenn ich mir überlege, dass Hormone mehr oder weniger die physischen Gefühle sind, eigentlich nicht all zu überraschend.

Hier werde ich mich allerdings auf die biologischen Einteilungen konzentrieren.

Wir unterscheiden zwischen Eierstockzyklus, welcher die Veränderungen im Eierstock beschreibt, und Gebärmutterschleimhautzyklus, welcher die Veränderungen der Schleimhaut beschreibt.

Blutung

Der Zyklus beginnt wie erwähnt mit dem ersten Tag der Blutung. Sie wird am Ende der Gelbkörperphase eingeleitet von der Ausschüttung verschiedener Hormone, darunter auch das follikelstimulierende Hormon (FSH). Die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wird schwächer durchblutet und abgestoßen. Dabei verlassen Gewebe, Schleim und Blut die Gebärmutter über den Muttermund und fließen aus der Vagina.

Randnotiz: Wer aufmerksam hin fühlt wird spätestens nach einigen Zyklen bemerken, dass das schwallartig passiert, und es auch im Vorhinein bemerkbar ist. Manche Frauen können das Blut sogar eine Weile zurück halten. Es ist möglich, frei zu menstruieren, also ohne Hilfsmittel wie Tampon oder Binde. Man geht einfach aufs Klo, wenn man merkt, gleich kommt was.

Nach der Blutung

Nun reifen mithilfe des follikelstimuliernden Hormons die Follikel heran, in denen sich die Eizellen befinden. Jeden Monat reifen zwischen 20 und 25 Follikel in den Eierstöcken. Sie produzieren Östrogene, welche ins Blut ausgeschüttet werden. Je reifer die Follikel werden, desto höher wird die Östrogenkonzentration im Blut, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregt.
Eines der Follikel, seltener zwei davon, erreichen dann die volle Reife. Die anderen Follikel sterben ab und werden resorbiert, also wieder aufgenommen.
Auch das Cervix-Sekret beginnt in dieser Zeit zu fließen, um eventuelle Spermien am Leben zu halten. Es wird immer mehr davon produziert, und die Konsistenz verändert sich hin zu klar dünnflüssigem Schleim, der Fäden zieht. Damit schützt sich der Körper vor aufsteigenden Bakterien.
Um diese Zeit werden auch vermehrt Pheromone produziert, was eventuelle Partner teils mit gesteigerter Libido quittieren. Schlaue Natur. Sichert den Fortbestand.

Eisprung

Die hohe Östrogenkonzentration im Blut regt die Ausschüttung des luteinisierenden Hormon (LH) in der Hirnanhangdrüse an, welches wiederum den Eisprung auslöst. Eisprung bedeutet, dass der reife Follikel die Eizelle in den Eileiter entlässt, von wo aus sie mithilfe kleiner Härchen zur Gebärmutter geleitet wird. Sie ist für bis zu 24 Stunden befruchtbar.
Die basale Körpertemperatur steigt nun an, und bleibt erhöht, bis der Gelbkörper sich wieder abgebaut hat und die Blutung einsetzt.
Wenn sich von vorhergehendem Geschlechtsverkehr Spermien in der Vagina befinden, so können diese nun die Eizelle befruchten.
Nach dem Eisprung dickt das Cervix-Sekret wieder ein und verschließt als Pfropf die Cervix.

Vor der Blutung

Der Follikel wandelt sich währenddessen im Eierstock um in den Gelbkörper. Der Gelbkörper produziert vor allem das Gelbkörperhormon Progesteron, und in geringen Mengen auch Östrogen.
Progesteron und Östrogen hemmen die Ausschüttung von luteinisierendem Hormon (LH), follikelstimulierndem Hormon (FSH), welche in der Hirnanhangdrüse gebildet werden. Auch die Ausschüttung von dem noch nicht erwähnten gonadotropen Ausschüttungshormon (GnRH) wird gehemmt. Dieses wird in der Hypophyse gebildet, und regt die Produktion von LH und FSH in der Hirnanhangdrüse aus.
Außerdem sorgen Progesteron und Östrogen dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt, die Blutgefäße sich verästeln und Nährstoffe in die Gebärmutterhöhle abgesondert werden.
Wenn die Eizelle nicht befruchtet wurde oder sich aus einem anderen Grund nicht einnistet, löst der Gelbkörper sich nach etwa zehn Tage auf.

Blutung

Nachdem der Gelbkörper sich aufgelöst hat, und kein Progesteron oder Östrogen mehr die Ausschüttung von GnRH und damit auch LH sowie FSH hemmt, wird durch deren Anstieg die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen.

Der Kreis schließt sich.

Zyklus
Quelle: Pexels.com

Fand allerdings eine Befruchtung und Einnistung statt, bleibt der Gelbkörper funktionsfähig. Er produziert dann weiterhin Progesteron, bis die kindliche Plazenta dies im dritten Schwangerschaftsmonat übernimmt.
Der Muttermund steht dann meist weiterhin hoch und bleibt fest verschlossen, auch die Temperatur bleibt erhöht.
Gibt es eine hormonelle Dysbalance mit einhergehendem Progesteronmangel oder einer Östrogendominanz, kann es übrigens zu wiederholten Fehlgeburten kommen.

Nun gibt es die Annahme, dass man während der Periode nicht schwanger werden kann – naheliegend.

Allerdings wird einige Tage vor dem Eisprung eben das Cervix-Sekret gebildet. Dr. Raith-Paula hat das in ihrem Interview beim ‚Cooler-Sex-Kongress‘ (kühler im Gegensatz zu heißem Sex) wunderbar erläutert. Die für Spermien nährende Flüssigkeit, die sie am Leben erhalten kann, bis es zum Eisprung kommt.
Meistens ist die erste Zyklusphase gleich lang, was durch Beobachtung über 6 Zyklen gesichert wird. Bei längerer Blutung und frühem Eisprung, können sich Blutung und fruchtbare Tage allerdings überschneiden, wie in diesem Beispiel:

Zyklus-Tag 1 – Die Blutung beginnt
Zyklus-Tag 6 – Die Blutung ist noch nicht ganz vorbei. Cervix-Sekret wird bereits vermehrt produziert. Es findet ein Samenerguss in der Vagina statt.
Zyklus-Tag 11 – Der Eisprung findet statt. Die Spermien sind Dank der Flüssigkeit noch fit genug, um das Ei zu befruchten.

Dazu sollte beachtet werden, dass manche Frauen auch zum Eisprung eine Schmierblutung beobachten. Verschiebt sich der Zyklus unbemerkt und findet dann vielleicht unverhüteter Sex statt, kann das zum unbeabsichtigten Volltreffer werden.

Darum sollte keinesfalls anhand der Blutung die Fruchtbarkeit abgeschätzt werden, sondern immer mindestens ein weiterer Faktor zur Kontrolle herangezogen werden.

Das oben erwähnte Cervix-Sekret wird auch Ausfluss oder Cervix-Schleim genannt. Es wird gebildet, wenn Östrogene ab der Pubertät an Drüsen im Gebärmutterhals, der Cervix, andocken, und dort die Produktion des Sekretes anregen.
Nur wenn das Cervix-Sekret, welches vom Gebärmutterhals in die Vagina fließt, vorhanden ist, können auch Spermien überleben und sich auf den Weg zur Gebärmutter begeben.

Das Cervix-Sekret ist also der Urschleim.

Ohne ihn gäbe es uns wohl nicht, wenn wir nicht grade das Ergebnis einer In-Vitro-Fertilisation sind. An der Produktion des Sekretes können wir folglich die Fruchtbarkeit viel zuverlässiger ablesen, als anhand des Zeitpunktes der letzten Blutung (Kalender-Methode).

Wichtig ist auch, die Basaltemperatur zu beobachten.

Anhand des Temperaturanstieges nach dem Eisprung, kann zuverlässig die zweite Zyklushälfte als unfruchtbar angesehen werden. Die Eizelle bleibt nach dem Eisprung für etwa 18 Stunden fruchtbar. Um sicher zu gehen, warten wir aber lieber 24 Stunden, wenn wir nicht schwanger werden wollen. Danach kann aus Sicht der Schwangerschaftsvermeidung bis zur Blutung auf Verhütung verzichtet werden.

Sofern gesichert ist, dass tatsächlich ein Eisprung stattfand!

Wer Apps zur Auswertung der fruchtbaren Tage nutzen will, muss darum genau darauf achten, dass diese auch die Temperaturkurve und das Auftreten des Cervix-Sekretes einbeziehen. MyNFP zählt zu den wenigen brauchbaren Apps auf dem Markt.
Andere können als Menstruationskalender benutzt werden, aber bitte keinesfalls zur Verhütung herangezogen werden.
Das Thermometer zur Temperatur-Messung sollte für die symptothermale Methode geeignet sein. Dabei ist für die Messung egal, ob das Thermometer analog oder digital ist.

Um eine Schwangerschaft herbeizuführen braucht es keine besondere Ausstattung.

Es reicht völlig aus, auf das Auftreten des Cervix-Sekretes zu achten, und sich dann zu paaren. Auch Schwangerschaftstests sind eigentlich überflüssig, da bei Schwangerschaft die Temperatur nicht abfällt (also hoch bleibt), keine Blutung eintritt, und der Muttermund weiterhin hoch steht und verschlossen bleibt.
Gerüchte besagen, dass die Fruchtbarkeit erhöht wird, wenn die Frau erregt ist und Orgasmen hat. Ich kann mir das aufgrund der hormonellen Auswirkungen und der vermehrten Schleim-Produktion ganz gut vorstellen. Scheint zu stimmen!
Natürlich kann es auch ohne Orgasmus oder gar Erregung zur Schwangerschaft kommen.

Aber wohl nicht so leicht.

Angeblich ist es auch besser, wenn die Spermien zeitnah zum Eisprung die Eizelle befruchten. Wenn die Spermien kurz vor Verlust der Keimfähigkeit, also erst nach bereits fortgeschrittener Schädigung der Zelle, mit der Eizelle verschmelzen, sollen Fehlbildungen wahrscheinlicher werden.
So steht es im Buch ‚Die Physiologie der Zeugung des Menschen‘ von Prof. Dr. Hermann Knaus, auf Seite 275 der vierten Auflage (erschienen 1953). Er beruft sich dabei auf Ergebnisse der experimentellen Biologie der Forscher Young und Blandau, die mutmaßlich auch auf den Menschen anzuwenden sind.

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Im Buch zu finden sind außerdem begeisterte Rückmeldungen von Ärzten und Frauen, die Dank seiner Erkenntnisse rund um den weiblichen Zyklus erfolgreich verhüten oder Schwangerschaften ermöglichen konnten.

Leider steht die natürliche Verhütung aber zu Unrecht unter Verruf.

Die einzig nachgewiesen sichere ’natürliche‘ Verhütung ist Sensiplan bzw. NFP, auch symptothermale Methode genannt. Dabei werden eben Symptome beobachtet, und die Temperatur in Kombination dazu gemessen. Es gibt Studien, die die Sicherheit belegen, sowie ein ausführliches Regelwerk, das man in Kursen erlernen oder aus dem Buch „Natürlich und sicher“ ableiten kann. Werden die Regeln eingehalten, ergibt sich ein Pearl-Index von 0.2-0.6, also ohne weiteres vergleichbar mit der Sicherheit Pille.

Und dabei völlig nebenwirkungsfrei!

Von der Pille kann das keinesfalls behauptet werden. Zumal sie auch die natürlichen Hormonschwankungen unterdrückt, welche Risiken für unter anderem Osteoporose senken.
Ergänzend erwähnen möchte ich, dass die extrem wenigen Schwangerschaften nur bei Geschlechtsverkehr in der ersten Zyklushälfte auftraten.
Die zweite Zyklushälfte, sofern sie entsprechend der symptothermalen Regeln festgestellt wurde, kann also gesichert als völlig unfruchtbar angesehen werden.

Für die fruchtbaren Tage kann z.B. mit Kondom oder Diaphragma verhütet werden.

Die Befruchtung der Eizelle findet übrigens im Teamwork statt. In den Köpfen der Spermien befinden sich Enzyme, die freigesetzt werden, wenn sie die Eizelle erreichen. Es braucht viele Spermien, um die Zellmembran der Eizelle durchlässig zu machen, bis dann meist ein Satz Erbgut es in die Eizelle schafft.

Also noch eine Mär, die wir verabschieden können – es ist nicht der Schnellste, der gewinnt.

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

8 thoughts on “Der weibliche Zyklus, Verhütung und Kinderwunsch

  1. Liebe Autorin, danke für den interessanten Bericht. Ich hätte drei Fragen an dich oder auch Sarah: 1. zum errechneten Termin: macht es nicht sowieso mehr Sinn nach dem Empfängnisdatum bzw. dem Eisprung zu rechnen, wenn man es denn weiß? Das Datum der Periode gibt doch nur dann eine sinnvolle Prognose, wenn man einen klassisch regelmäßigen Zyklus hat. Was hier scheinbar nicht der Fall war, oder? Sonst dürften die zwei Termine nicht so weit auseinander liegen. 2. zu der Blutung: ich glaube, ich wäre in der Situation schon nervös geworden. Um was für eine Blutung hat es sich dabei wohl gehandelt? Wie schätzt du das im Nachhinein ein? 3. zur Plazenta: ich glaube, auch das hätte mich verunsichert, wenn die so schnell mit hinterher kommt. Hast du dafür eine Erklärung? Oder kommt das öfter vor, dass das so schnell geht? Könnte es sein, dass die Blutung auf eine beginnende Plazentalösung hingedeutet hat?

    1. Hallo Arisa!
      Ich befürchte, ich kann dir nicht in allen Punkten folgen.
      Ja, es ist sehr sinnvoll, mit dem Empfängnisdatum zu rechnen. Die Empfängnis ist nur oft nicht eindeutig nachvollziehbar, weswegen Der erste tag der letzten Blutung zur Berechnung der voraussichtlichen Schwangerschaftsdauer herangezogen wird. Die meisten Frauen haben einen halbwegs regelmäßigen Zyklus, deshalb ist das überwiegend vertretbar.
      Wichtig ist aber zu wissen, dass selbst bei gesichertem Empfängnisdatum die Dauer der Schwangerschaft variiert. Um die genannten +/- 18 Tage um den Termin. Die Schwangerschaftsdauer scheint sich sehr früh in der Schwangerschaft zu entscheiden, und mit der Schnelligkeit von bestimmten hormonellen Abläufen zu tun zu haben. Es ist also nichts besser oder schlechter.
      Außerdem,je älter die Schwangere ist, desto länger trägt sie meist auch das Kind im Bauch. Es gibt also viele beeinflussende Faktoren.

      Bei Punkt 2 und 3 kann ich leider keinen Zusammenhang zum Beitrag herstellen und damit dejne Fragen auch nicht beantworten. Erklärst du mir nochmal, was du wissen willst?

      Liebe Grüße!
      Mira

  2. Habe mich vor fast 30 Jahren mit dem Thema beschäftigt, also lange vor Apps und Co. Dein Artikel ist sehr gut geschrieben und gibt in Kürze alles wichtige wieder. Vielen Dank liebe Mira.

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